Gary Bradshaw, Toningenieur auf George Michaels "25 LIVE" Europatournee

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Die wohl sehnlichst erwartete Tournee der letzten 10 Jahre war George Michaels gefeierte Europatournee Ende 2006. Die gesamte Fachpresse würdigte seine Konzerte in begeisterten Berichten – nicht zuletzt wegen der glasklaren Tonqualität. Üblicherweise wird diese in solchen Berichten nicht einmal erwähnt - sofern sie nicht bemerkenswert schlecht war. Grund genug, Gary Bradshaw zu gratulieren, der diese Konzerte mixte.

"Georges Backliner 'Deptford' John empfahl mich für diesen Job", sagt Bradshaw. Dass er den renommierten Auftrag durch einen Freund bekommen hat, räumt Bradshaw ohne Umschweife ein. Ruhig und bescheiden sagt Bradshaw, dass das positive Echo auf den Sound wohl nicht allein ihm zu verdanken sei. Womöglich bekam er den Job eben weil er so ruhig und bescheiden ist.

Fotos: [email protected]

"Wir probten eine Woche in den Air Studios in Lyndhurst Hall. Mit dem von mir verwendeten Digico D5 und einem Harddisk-Recorder nahm ich alles auf und konnte dann wieder und wieder Georges Gesangseinsätze studieren und mich mit den Songs vertraut machen." Alle FOH-Leute studieren die Gesangssätze und -Einsätze ihrer Künstler, wie wir aber noch sehen werden, war das hier noch ein wenig spezieller. "Es ging dann in die frisch renovierte Wembley-Arena. Dummerweise hat sich hier akustisch nicht viel verbessert, trotz der verwendeten Geldmenge, aber das ist wohl eine andere Geschichte. Die Tour-PA war die J-Serie von d&b audiotechnik, Wigwam die Verleihfirma. Ich hatte weder mit Wigwam noch mit dem PA-System getourt, aber ein paar Einzelgigs und das eine oder andere Festival mit Simply Red und der J-Serie hatte ich schon gemacht. Wir hatten während dieser Festivals festgestellt, dass die J-Serie wenig Entzerrung benötigt und die Bühne frei bleibt vom akustischem Müll der PA. Bei der Stimmenwiedergabe gibt es wohl nichts, was der J-Serie das Wasser reichen kann. Andere Systeme wurden oft als 'Meilenstein' beim Vocalsound tituliert, und bis zur J-Serie hätte ich auch zugestimmt – aber jetzt ist es die J. Punkt."

Die Entscheidung zur J-Serie wurde vor Deiner Wahl zum Toningenieur von Andy 'Baggy' Robinson getroffen, einer von zwei Monitoringenieuren für George Michael. Das ist wohl nicht die übliche Vorgehensweise?

"Sicherlich nicht, aber eine der wichtigsten Kriterien war es, den PA-Sound von der Bühne fernzuhalten. George kommt mit den Reflexionen aus der Halle klar, aber die nach hinten abgestrahlte Energie der PA ist für ihn problematisch. Baggy, zusammen mit John Roden, der Monitor für die Band mischt, hatten die J-Serie als ideale Wahl etabliert."

"Ich war tief beeindruckt von Wigwam, der Verleihfirma. Das gesamte Equipment ist in außerordentlich gutem Zustand, die Crew ist sehr professionell und Chris Hill, Wigwams Managing Director, ist so energiegeladen, dass man sich dem schwer entziehen kann. Er liebt, was er macht, und die Organisation hinter der Tour war ausgezeichnet." Hill und Baggy entwickelten ein sehr umfangreiches und robustes Equipment-Paket für dieses immens komplexe Audio- und Steuerungsnetzwerk, es würde mehrere Seiten benötigen, das in allen Details zu beschreiben."

Was waren nun die Herausforderungen, um den klassischen George Michael Sound live zu realisieren?

"In erster Linie war es, den Klang von Georges Stimme richtig rüber zu bringen. Die J machte mir das leicht. Wir verwendeten Sennheiser Drahtlos Mikrofone mit der 104er Neumann Kapsel. Wir probierten eine Menge Mikrofone und natürlich traf George die endgültige Entscheidung. Er wählte dann das Mikro, von dem Baggy und ich sowieso dachten, es wäre das Beste für den Job."

Also ward Ihr schon auf der gleichen Wellenlänge mit George?

"George hat viele Jahre Studioerfahrung und weiß genau, was er hören möchte. Für Baggy und mich war das vorteilhaft, wir mussten nicht im Trüben fischen, um herauszufinden, was der Künstler braucht und will. George kann seine Wünsche sehr gut ausdrücken und er wollte seinen Sound so nah an der CD wie möglich haben. Für ihn ist die Balance zwischen Delay, Hall und seiner Stimme entscheidend. Die Klarheit der Wiedergabe von Mikrofon und PA und die Fähigkeit der J, den Klang in die Halle zu projezieren, verhalf uns zu dem geschmeidigen Klangergebnis."

Warum jetzt aber dieses gründliche Studieren der Gesangssätze?

"Kompression. George wollte nicht, dass seine Stimme zu sehr komprimiert wird. Er wollte vielmehr, dass ich seine Stimme auf dem Fader mitfahre und der 'human compressor' war. Er half mir mit der Aussage, er bliebe immer im gleichen Abstand zum Mikro und das tat er dann auch professionell. Er meinte, als FOH Ingenieur müsse ich lernen, wann er Gas gibt. Das war eine Herausforderung eigener Art. George hat sehr gute Ohren und bekam immer mit, wenn ich nicht exakt im Timing war. Meine Hand war immer am Fader und das 'Reiten' von Georges Stimme wurde so zum Automatismus, dass ich entspannt am Pult stehen und zuhören konnte. Ich wusste, dass es das selbe für Baggy und Rod war. Ich hatte drei VCAs mit George, den Backing Vocals und der Band und das war alles, was ich benötigte, um die Hauptelemente der Show manuell zu mischen."

Das bringt uns zur Band.

"Der Bandsound mit den Js war grandios, speziell die Subs. Wir brauchten gerade mal sechs Subs pro Seite, zwei Stapel à drei Stück. Damit kann man eine ganze Menge Alarm machen, Headroom ohne Ende. Die kardioide Abstrahlung der Bässe ist sehr effektiv und unterdrückt den rückwärtigen Sound fast komplett. Carlos, der Schlagzeuger, hatte ein elektronisches Drumkit und ich hatte viel davon in den Subs, es klang fantastisch. Die Band arbeitete hart, um den Sound zu perfektionieren, und als wir in die Wembley-Arena gingen, klang alles so gut – es war ein großes Vergnügen, damit zu arbeiten."

Nun, da die Tour zu Ende ist, gibt es irgend etwas, das du gelernt hast aus der J-Serien-Erfahrung?

"Yeah, wir hatten eine Show in Kopenhagen im Parken Stadion. Es eine 45-Tausender Halle und es kann ziemlich schlimm klingen da drin. Wir wussten aber vorher, dass es bei uns funktionieren würde. Eine dänische PA Firma bereitete die Delays in der Halle vor und die hatten genug Zeit, das richtig zu machen. Man kann die J mechanisch und elektrisch so exakt einstellen, und selbst mit sehr langen Arrays wie in Kopenhagen kann man die tief frequente Kopplung der Lautsprecher sehr genau kompensieren. Wir brauchten ein paar extra Subs und es ist erstaunlich, wie gut diese kleine Anzahl Basslautsprecher den Raum mit Sound füllten."

Wirst du irgend etwas ändern für die anstehende Stadiontour?

"Nichts, außer ein paar mehr Js um den großen Stadien Rechnung zu tragen. Ich freu mich schon drauf!"

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