Klangwunder in der Princes Street
Das Abschlusskonzert des Edinburgh International Festival gab das SCO, das Scottish Chamber Orchestra, mit dem "Bank of Scotland Firework Concert" in den Princes Street Gardens, Höhepunkt war wie jedes Jahr ein spektakuläres Feuerwerk. Das Konzert wurde in verschiedene Stadtteile live übertragen, nicht zuletzt auch in der gesamten Princes Street, der belebten Einkaufstraße im Herzen der Stadt, wo sich Tausende versammelten. Klanglich war das Finale des Festivals schon immer eine Herausforderung, es findet seit 1947 statt, das SCO war zum 26. Mal dabei, und mit der wachsenden Größe und Bedeutung des Events wuchsen auch die Erwartungen und Ansprüche an die Soundsysteme.
"Eigentlich hätte man schon immer eine PA gebraucht, um die Princes Street zu beschallen", sagt Cameron Crosby von Warehouse Sound Services Ltd. Edinburgh, die für jene Nacht unter Vertrag waren. "Aber die geografischen Bedingungen erschweren eine Lösung. Von der Bühne im Park spielt das Orchester gewissermaßen die Straße hinauf und nicht hinunter. Um den Klang dort unten abzudecken, müssten wir eine fünfzehn Meter hohe PA fliegen. Wegen der Gewichtsauflagen können wir dort aber keine Kräne stellen, also platzieren wir an der Hauptbühne Siebeneinhalb-Meter-Türme und Outfills im ganzen Park, die wir so einstellten, dass das Publikum in der Princes Street nicht mehrere zeitversetzte Spuren zu hören bekam."
Das System bestand aus der J-Serie für die PA und Q1 Lautsprechern für die Outfills. Ein vergleichbares System aus Q1s wurden auch eine Meile entfernt im Inverleith Park installiert, wo eine weniger ausgelassene, eher familienorientierte Atmosphäre herrscht. Doch bei der Abdeckung der Princes Street westlich und östlich der Hauptbühne stieß Crosby auf seine größte Herausforderung. "Wir haben im Verlauf der Jahre hart daran gearbeitet und fanden immer, dass ein System, das über die ganze Länge der Straße verteilt installiert wird, die beste Möglichkeit wäre, das Publikum angemessen zu beschallen. Aber durch die Sicherheitsbestimmungen in Bezug auf Elektrik und Verstärker sowie durch Probleme der Signalweiterleitung war das bislang unerschwinglich gewesen."
Gewiss ist Crosby ein überzeugter Vertreter einer angemessenen Nutzung von Audiosystemen, und beim Thema Klangtreue ist das SCO ganz auf seiner Linie – doch finanzielle Einschränkungen waren bis dahin vorherrschend. "Wir suchten unkomplizierte Möglichkeiten, eine vollständige Klangabdeckung zu erreichen; hohe Türme mit Line Arrays der J-Serie könnten die Entfernung zwar überbrücken, aber eine Straße ist nun mal kein Konzertsaal und von vorne bis hinten ist der Klang eher seicht. Wie bündelt man all die akustische Energie an den Seiten? Und dann blicken natürlich alle Leuten nach Süden zum Schloss." Crosby entschied sich für eine Lösung aus einzelnen Q7s, die an der Südseite der Straße alle vierzehn Meter auf Stativen montiert waren. "Wir haben die Entfernung berechnet. Vierzehn Meter zwischen den Gehäusen waren ideal für die Beschallung, und die Verzögerung in der Ankunft des Signals für Hörer direkt an der Schnittstelle zweier benachbarter Lautsprecher war kaum wahrnehmbar." Klar, dass Crosby seine theoretischen Berechnungen auch zuvor in der Praxis überprüft hat.
"Dass so eine Installation zuvor kompliziert und teuer war, lag vor allen Dingen an der Steuerung. In unserem Design steuerte ein D12 Verstärker je vier Q7. Wir stellten also einen D12 zwischen je zwei Lautsprecher und verlinkten die Verstärker über das Remote-Control-Netzwerk. So konnten wir von einem zentralen Punkt aus jeden Lautsprecher einzeln ansteuern und zeitlich abstimmen. Die Zeiteinstellungen waren natürlich schon vorher festgelegt worden, aber wir mussten trotzdem die ganze Zeit über die Lautsprecher an der Straße unter Kontrolle haben. "Der letzte Verstärker stand fast dreihundert Meter vom zentralen Kontrollpunkt entfernt – was nach den Leistungsparametern die Reichweite des CAN-Bus überschreitet", aber Crosby hatte damit keine Probleme. "Wir haben das natürlich auch getestet und fanden beim Experimentieren eine ideale CAT5-Kabel-Lösung durch eine Kombination von Ethernet zu R70 und CAN-Bus. Die Hauptstromversorgung war auch recht unkompliziert; wir schlossen an die vielen verfügbaren lokal platzierten Stränge 2,5-mm2-Distro-Kabel an und konnten über die großen Entfernungen, über die wir leiteten, keinen Spannungsverlust messen. Aber der D12 ist schließlich so effizient, dass wir nur acht brauchten."