Roxy Music. Die Klangfanatiker live mit d&b
Nick Warren geht systematisch vor als Tontechniker. Er schaut sich die Sache an, notiert sich alles und dann entwirft er das Sound-Design. Für die Tournee von Roxy Music musste er ein paar alte Features – „die Band will, dass es stark nach ihren Original-Aufnahmen klingt, auch die Instrumente“ – mit modernen Systemen vereinen. „Ich habe eine J-Serie als PA genommen. Zurzeit ist es das angesagte System, und ich finde es toll.“
Warren konnte es der Band ausreden, mit einem alten Mellotron durch die Lande zu ziehen (seinerzeit auch bei Gruppen wie King Crimson sehr beliebt). „Stattdessen habe ich vorgeschlagen, Einspieler zu verwenden – irgendwie muss man ja die Kirche im Dorf lassen.“ Alles andere klingt echt authentisch, „und es klingt toll. Die Band war in Topform. Neben den ursprünglichen Mitgliedern gab es sieben weitere Musiker auf der Bühne, einschließlich der Backing Vocals. Daher geht es beim Mix eher ums Ausblenden. Schließlich sollen sich nicht alle um die mittleren Frequenzen streiten, vor allem bei einem System, das sie so sanft klingen lassen kann wie die J-Serie.“
Warren arbeitete mit einem Digidesign Profile. Die Dynamik und die Effekte gefielen ihm. „Ich sehe nicht ein, wieso ich die Funktionalität des Mischpults nicht mit einbeziehen soll. Entweder mache ich es digital oder nicht.“ Dennoch hat er noch immer seine Vorbehalte gegenüber der Digitaltechnik. „Ich gehe noch immer analog über XTA 448 an die D12 Verstärker. Ich habe einfach kein Vertrauen in digitale Multicores.“ Diese letzte Verbindung zwischen Verstärker und Lautsprecher ist noch immer fest in der analogen Welt verankert und das soll bis auf absehbare Zeit auch so bleiben. Warum nicht? „Die Band gibt sich selbst die Einsatzzeichen. Ich habe zwar detaillierte Notizen auf meinem Laptop, nutze sie aber am Mischpult kaum. Der Mix ist stressig, es gibt eine Menge offene Mikrofone, aber das mag ich. Durch die Performance der J, durch ihre natürliche Geschmeidigkeit über die volle Frequenzbreite, kann ich sehr viel flexibler arbeiten.“ Und Nick Warrens systematische Arbeit macht aus Roxy Music einmal mehr einen Ohrenschmaus.