Progressives Theater verbindet technische und kreative Anforderungen mit einem Soundscape System, das für alle Ansprüche geeignet ist.
Nach einem ereignisreichen Varieté-Start hat sich das Schauspielhaus Bochum zu einem der renommiertesten Theater in Deutschland entwickelt. Das Gebäude mit seiner dominierenden Klinkersteinfassade präsentiert zeitgenössische Interpretationen klassischer Werke, aber auch Uraufführungen und zukunftsweisende Kunstformen. Als ein Ort, an dem Drama und Tanz zusammenkommen, neben Pop, Politik und internationalen Künstlern, ist es, so der Leiter des Theaters, Johan Simons, „ein Repertoire- und Ensemble-Theater in seiner modernsten Form.“
Nachdem das Theater in den letzten zwei Jahrzehnten in Würde gealtert war, entschied es sich, sein d&b System aufzurüsten, um es mit der neuesten Technologie auszustatten. Will-Jan Pielage, technischer Leiter des Theaters, und Ralf Zuleeg, Leiter der Abteilung Education and Application Support bei d&b, entwickelten gemeinsam ein Konzept für das neue Audiosystem. Mit der von der NIES electronic GmbH gelieferten Technik sind der große Saal des Theaters und alle 811 Sitzplätze nun mit d&b Soundscape Technologie ausgestattet, die eine Vielzahl von Sounddesign-Optionen ermöglicht, von Mono-Wiedergabe bis hin zu immersivem Sound und vielem mehr.
Über der Bühne im Großen Saal des Theaters befindet sich die Hauptbeschallungsanlage, die mit der von ArrayProcessing optimierten A-Serie in fünf Lautsprecherpositionen bestückt ist. Für die Bassunterstützung sorgen zwei V-SUBs, die in den vorhandenen Bühnenausschnitten untergebracht sind. Bei einigen Produktionen werden sie durch zwei SL-GSUBs ergänzt, die für Spezialeffekte im unteren Bühnenbereich aufgestellt sind. Das Portal-Soundsystem umfasst zwei V10P; zudem werden seitlich, vor dem Portal, vier V7P von zwei Y-SUBs unterstützt. In der Mitte des Saals sind drei AL90 in der Höhe aufgehängt und dienen als Delay-Line. Sechs 44S Lautsprecher sind vorübergehend am vorderen Rand der Bühne aufgestellt und warten auf ihre Platzierung auf der Bühne selbst.
Zahlreiche Lautsprecherpositionen sorgen für die Surround-Wiedergabe: insgesamt vierzehn E6 plus vier weitere, die an der Rückseite des Balkons angebracht sind. Früher wurden die Surround-Lautsprecher paarweise angesteuert, doch heute können sie einzeln angesteuert werden, was dank Soundscape kreative Möglichkeiten eröffnet.
Für das Monitoring auf der Bühne wird ein Y10P fest in den Portalen installiert. Zwei C4 TOPs und zwei C4 Subwoofer aus dem früheren System befinden sich im hinteren Teil der Bühne und werden von D20 Verstärkern versorgt. Sechs M4 und sechs M6 stehen als Wedges zur Verfügung. Die E3 Lautsprecher des Veranstaltungsortes, die zuvor als Surround-Lautsprecher verwendet wurden, können nun für das Monitoring eingesetzt werden. Bei Live-Auftritten von Bands können die Ton-Crews das installierte Set-up durch ein mobiles System der V-Serie ergänzen.
Die Verstärkung erfolgt durch den D80 für die Komponenten der V-Serie und die beiden SL-GSUBs. Für alles andere sind die D20 zuständig. Diese Vierkanal-Verstärker empfangen AES-/EBU-Eingangssignale von d&b DS10 Audio Network Bridges, die wiederum Dante-Signale empfangen. Das Audinate-Protokoll stellt zudem den Eingang für die Soundscape Matrix, die DS100 Signal Engine, bereit.
„Häufig sprechen die Darsteller nicht sehr laut, so dass nur ein kleiner Teil der ursprünglichen Klangquelle das Publikum erreicht,“ erklärt Pielage, „aber natürlich soll die Position der Darsteller dem Publikum so genau wie möglich vermittelt werden. Im Prinzip gilt das auch für Musicals, aber oftmals sind die Stimmen, die von der Bühne ausgehen, viel lauter.“
Vor diesem Hintergrund ist Pielage begeistert von den Möglichkeiten, die ihm das Objektpositionierungstool En-Scene von Soundscape bietet, mit dem er die Protagonisten im Aufführungsbereich genau verorten kann. Letzteres gilt nicht nur für unkomplizierte Szenarien, sondern auch für ungewöhnlichere Inszenierungen, z. B. für ein Stück mit dreizehn Musikern, die während der Aufführung nicht im Saal sind. Jede einzelne Darbietung wurde im Vorfeld separat audiovisuell aufgezeichnet und ist an verschiedenen Stellen im Saal auf Bildschirmen zu sehen. „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Ton bei diesem speziellen Szenario aus der richtigen Richtung kommt und dass das Publikum ihn so wahrnimmt, dass er zu den visuellen Aufnahmen passt.“
Das Raumemulations-Tool von Soundscape, En-Space, wird inzwischen nicht nur für Spezialeffekte verwendet. Die recht kurze Nachhallzeit des Saals mag für gesprochene Worte optimal sein, aber für musikalische Darbietungen ist eine digitale Verstärkung von Vorteil.
Die sorgfältig ausgearbeitete Aufrüstung der Audioanlage des Theaters hat ein Niveau an technischen und kreativen Möglichkeiten mit sich gebracht, das eines solchen Veranstaltungsortes würdig ist. „Im Haus spielen wir oft Repertoire und haben einfach nicht die Zeit, tagsüber viel an den Lautsprechern zu arbeiten“, sagt Pielage abschließend.